Carmen Kwasny

Meine persönlichen Webseiten für ein besseres Verständnis

Ist das so? - Die Suche nach der Wahrheit

In diesem Blog wird hinterfragt

Ein Leben als Eremit ist für mich auf Dauer keine Alternative

Warum ich nicht mehr schweigen will

Ich wurde am Starnberger See geboren und verbrachte dort auch meine ersten Lebensjahre. Am See stehen Bootshäuser aus Holz, die mich schon immer fasziniert haben. Ein Haus, auf Stelzen gebaut und mit Wasser in der Mitte, in dem ein Boot schwimmt. - Ich war tief beeindruckt. Immer wenn das Wasser an das Holz schlug, entstand ein glucksendes und plätscherndes Geräusch. Wenn ich die Augen schließe, kann ich es noch hören, als wäre es gestern gewesen. Bei Sonnenschein spiegelten sich die Wellen auf den Holzwänden wieder. Das Video oben auf der Seite habe ich ausgesucht, weil es mich daran erinnert, aber die Wellenbewegungen am See sind noch viel schöner.

 


Viel später, als wir schon im Kohlenpott wohnten, habe ich meiner Mutter davon erzählt, aber sie meinte, es könnte nicht sein, dass ich mich daran erinnere, denn schließlich wäre ich noch ganz klein gewesen. Dann haben wir unseren Urlaub an meinem geliebten See verbracht und ich ging mit meiner Mutter zu den Bootshäusern. "Siehst du." Es war eher ein Hinweis, als eine Frage.

Ich hatte schon als Kind eine sehr intensive Wahrnehmung und ich weiß, dass es vielen Kindern so geht. Doch innerhalb der Gesellschaft, sind die Strukturen so verhärtet, dass es nahezu keinen Raum für eine Entfaltung gibt, deren Basis diese intensive Wahrnehmung ist.



Meine Mutter hatte selbst ein sehr tiefes Empfinden. Doch sie hat als Kind grauenvolle Bilder gesehen. Sie war neun Jahre alt, als der 2. Weltkrieg begann. Die schreckliche Angst, die sie damals empfunden hatte, ließ sie nie wieder los. Sie lernte im Laufe der Jahre, damit irgendwie umzugehen. Diese Schutzmechanismen hatten einen Einfluss auf meine Persönlichkeitsentwicklung. Ich habe inzwischen meinen Frieden damit.

Zu Hause konnte ich als Kind meine Kreativität frei entfalten und ich bin meiner Mutter sehr dankbar dafür. Die Auseinandersetzungen begannen, als ich damit anfing, die gesellschaftlichen Strukturen öffentlich zu kritisieren. Das schürte bei ihr die Angst, ich könnte dabei in Gefahr geraten. Und zum Teil hatte sie Recht mit dieser Befürchtung. Es ist eine andere Form von Bedrohung. Anders als jene, die im Krieg von den fallenden Bomben ausgeht. Meine Mutter hat immer wieder erzählt, wie groß ihre Angst war, dass der Schutzbunker ein weiteres Mal getroffen werden könnte, denn dies hätte sie damals wahrscheinlich nicht überlebt. Durch den Riss in der Decke war der blaue Himmel zu sehen. Im Vergleich dazu, ist die Gewalt, der ich schon fast mein ganzes Leben lang ausgesetzt bin, verschwindend klein und nicht wirklich erwähnenswert. So habe ich das sehr lange gesehen und ich habe geschwiegen und fast alles erduldet. Ich habe es über mich ergehen lassen und gelitten.

Nicht nur die psychische und körperliche Gewalt, die ich selbst erlebt habe, machte mir schwer zu schaffen; ich litt auch massiv unter all dem, was den Lebewesen auf dieser Erde angetan wird, denn ich hatte schon immer dieses Verbundenheitsgefühl. Ich bin angesichts des unermesslichen Leids nahezu zerbrochen und stand ohnmächtig davor. Die Willkür, mit der all dies geschieht, brachte mich immer wieder an den Rand der Verzweiflung. Während meiner Jugendzeit habe ich noch versucht, dagegen anzugehen. Ich war in der Ökologie- und Friedensbewegung aktiv, aber irgendwann wurden die späten Folgen der Gewalt, der ich selbst ausgesetzt war, so überwältigend, dass ich weitestgehend in Schweigen verfiel. Öffentlich habe ich mich nur im Rahmen meiner ehrenamtlichen Tätigkeit geäußert. Das, was ich an Informationen weitergegeben habe, hat zu zwei Shitstorms geführt.

Ich habe inzwischen gelernt, dass wir im Leben so lange die gleichen oder ähnliche Situationen präsentiert bekommen, bis wir einen anderen Weg für uns entdeckt haben. Ausgelöst durch mehrere intensive, spirituelle Erlebnisse wurde sowohl meine Wahrnehmung als auch meine Denkweise so stark verändert, dass ich jetzt dazu bereit bin, neue Wege zu erkunden.

Durch dieses ganz neue Gefühl innerer Freiheit und Offenheit wird mir erst recht bewusst, wie sehr sich die Strukturen innerhalb unserer Gesellschaft immer mehr verhärten. Diese unerträgliche Enge ist das komplette Gegenteil von dem, was ich in jüngster Zeit erfahren durfte. Wenn es noch irgendwo eine einsame Insel gäbe, auf der ich in Harmonie, Ruhe und Frieden mit allen Wesen, die mich umgeben, leben könnte, würde ich mich sofort dorthin begeben.



Aber wir Menschen wurden schon vor langer, langer Zeit aus dem Paradies vertrieben, weil Adam und Eva vom Baum der Erkenntnis gegessen haben. Als Kind habe ich mich immer gefragt, warum das Streben nach Erkenntnis eine Sünde ist, für die man verbannt wird. Kein Erwachsener in meinem Umfeld war dazu in der Lage, mir dies zu erklären. Inzwischen komme ich den Antworten auf diese offenen Fragen immer näher. Aber alles ist noch so wage, das ich meine philosophischen Gedanken zu diesem Thema noch nicht teilen möchte. Vielleicht liege ich mit meinen neuen Interpretationen auch komplett daneben. Das wird sich zeigen oder auch nicht. 

Wie dem auch sei. Der Rückzug auf eine einsame Insel würde höchst wahrscheinlich dazu führen, dass auch ich damit anfange, das Gespräch mit einem angemalten Fußball zu suchen. Wir Menschen haben von Geburt an das Bedürfnis mit anderen Menschen zusammen zu sein. Im Grunde genommen sind wir soziale Wesen - oder treffender ausgedrückt - sollten es sein.

Da ein Leben als Eremit für mich auf Dauer keine Alternative ist, breche ich jetzt mein langes Schweigen. Ich tue dies ganz bewusst und weiß, dass es sehr unterschiedliche Reaktionen darauf geben wird. Manche Kommentare werden meine alten Verhaltensmuster triggern, die ich noch nicht alle auflösen konnte und andere Kommentare werden mein "Ego" bauchpinseln. Das muss auch mal sein, so zwischendurch. Ist das "Ego" zufrieden, dann quatscht es auch nicht ständig dazwischen, sondern tut seinen Job und hält Ausschau nach wahrhaftigen Gefahren. Es hält dann nicht mehr Windmühlen für feindliche Riesen, wie Don Quijote.

Ich weiß, dass sich auf dieser wundervollen Erde auch Menschen bewegen, die spüren können, was ich mit Worten auszudrücken versuche. Wir haben eine sehr schöne und blumenreiche Sprache. Zur Zeit wird sie immer mehr mit "Rasenmähern" und "Kantenschneidern" zerstückelt und entblümt. Wenn dieser Beschnitt so weiter geht, werden wir irgendwann sprechen wie die Roboter. Doch das ist ein anderes Thema.