Carmen Kwasny

Meine persönlichen Webseiten für ein besseres Verständnis

Ist das so? - Die Suche nach der Wahrheit

In diesem Blog wird hinterfragt

Meine Schulzeit - Gymnasium

 Diskussionen über das Atom-Modell und die Atomenergie, ein Römerprojekt
Und meine Kritik an unserem Schulsystem

 

"Sie geben also zu, dass es nur ein Modell, eine Vorstellung ist. Und warum sollen wir das dann lernen?"

Nach den schlechten Erfahrungen, die ich bereits an der Grundschule gemacht hatte, verwandelte ich mich auf dem Gymnasium dann komplett in eine "Rebellin". Ich kann mich noch gut an die Szenen erinnern, die sich zwischen mir und meinen Lehrern abgespielt haben. Schon damals wollte ich alles ganz genau wissen. - Okay, nicht wirklich alles, sondern nur die Themen, die mich brennend interessierten. Diese standen in der Regel nicht im Lehrplan oder zumindest nicht in dem Umfang, in dem ich es mir gewünscht hätte. Irgendwann ging es im Unterricht dann um Atome und all das, was so um den Kern herumflitzt.

"Ich habe da mal eine Frage: Wenn die Atome doch so klein sind, dass man sie nicht sehen kann, woher weiß man dann, wie sie aussehen und dass sich die Elektronen genau auf diese Art und Weise um den Kern herumbewegen?"

"Das kann man messen", erwiderte mein Lehrer, der schon ahnte, dass ich so schnell nicht aufgeben würde.

"Wenn man es nur messen aber nicht sehen kann, woher weiß man dann, dass es genauso aussieht?"

"Es ist ein Modell", war die kurze, knappe und schon genervt klingende Antwort.

"So, es ist also nur ein Modell? Ein Modell - aber wir wissen nicht mit Sicherheit, dass es genauso aussieht?"

"Nein, das wissen wir nicht," gab er endlich zu.

"Wir stellen uns also nur vor, dass es so aussehen könnte?"

"Ja, wie bereits gesagt, es ist ein Modell."

"Ja, aber ein Modell muss nicht unbedingt die Realität sein."

Ihm fehlten immer mehr die Worte. Mir hingegen nicht.

"Wir müssen also etwas lernen, das nur eine Vorstellung ist. Das macht doch gar keinen Sinn, denn später könnte jemand kommen und beweisen, dass dieses Modell nicht stimmt und dann haben wir all dies umsonst gelernt.. Früher haben die Menschen auch geglaubt, die Erde sei eine Scheibe." 

Ich habe es damals etliche Male geschafft, meine Lehrer sprachlos zu machen. Ganz schlimm wurde es dann, als ich mich mit diesem Thema beschäftigt habe: "Durch in der Erde lagerndes Uran wird Luft, die durch ein Höhlensystem strömt, ionisiert, um sich dann beim Aufsteigen in die Atmosphäre in Form von Gewittern wieder zu entladen." Das hatte ich in einem Buch gelesen und meine Frage war: "Wie funktioniert das genau?" Mein Lehrer zählte dann eine ganze Reihe von Namen auf, alles Lehrer aus anderen Fachbereichen. Er grinste dabei und damit war das Ganze für ihn erledigt. Ich habe ihm dies nicht übel genommen. Aber ich weiß bis heute nicht, ob das, was in dem Text stand, stimmt.

Ich wollte nicht nur alles ganz genau wissen, ich wollte auch provozieren. Das war mir damals aber noch nicht bewusst. Schon sehr früh habe ich damit angefangen, mich für Themen wie Umwelt- und Naturschutz, radioaktive Strahlung, saurer Regen, die Stationierung atomarer Mittelstreckenraketen, Politik und Philosophie zu interessieren. Unser Politiklehrer war in einer Partei und ein Befürworter der Atomenergie. Da prallten zwei Welten aufeinander. Ich warf ihm vor parteiisch zu sein - im wahrsten Sinne des Wortes. Er erwiderte, sein Unterricht sei neutral. "Die Informationen, die wir von Ihnen erhalten, zeigen ganz deutlich ihre politische Gesinnung", brach es aus mir heraus. Mir war aufgefallen, dass er immer wieder betonte, wie gut und sicher doch AKWs wären. Wir kamen nicht gut miteinander aus.



Das meiste habe ich in der Schule mit großer Begeisterung gelernt, wenn wir Projektwochen hatten. Obwohl ich eine große Kritikerin des römischen Reiches war, denn schließlich waren es die Feinde "unserer Vorfahren", ging ich voll und ganz in dem Römerprojekt auf, das damals an unserer Schule veranstaltet wurde. Wir hatten sogar eine Taberna, in der es römische Gerichte und Snacks gab. Seitdem liebe ich Anisplätzchen. Die Wände unserer Taberna waren komplett mit Papier verkleidet, auf das Schüler Steine gemalt hatten.

Ich baute mit Mitschülern das Modell eines Atriumhauses und bereute dabei mein mangelndes Mathematik-Wissen, denn die Konstruktion des Daches mit der Öffnung in der Mitte, unter der sich im "Innenhof" das Wasserbecken, umgeben vom Säulengang, befand, war eine echte Herausforderung. Es war ein einziges Try-and-Error-and-Error-and-Error. Doch schließlich haben wir es doch geschafft. Modellbau hat mich schon immer fasziniert und so baute ich zu Hause in stundenlanger Arbeit auch noch eine römische Brücke aus Schaschlik-Spießen, inklusive Flusslauf aus durchsichtiger Folie mit Uferbepflanzung.

Ein weiteres Projekt war das Thema "Leben im Teich". Wir hatten auf dem Schulhof ein kleines Biotop und unsere Biologie-Lehrerin ließ uns selbst die Pflanzen und Wasserinsekten bestimmen. Diese habe ich nie vergessen und so weiß ich heute sofort, wer im Wasser meiner Garten-Regentonnen schwimmt, bzw. auf der Oberfläche rumflitzt.

Gelbbrandkäfer


Im Laufe der vielen Jahre wurde mir immer mehr bewusst, dass ich ein Autodidakt bin. Ich lerne am besten und am effektivsten, wenn mir Informationen zur Verfügung stehen und ich mir Wissen in meinem eigenen Tempo und mit meinen eigenen erprobten Lehrmethoden selbstständig erarbeiten kann. Es gibt Bereiche, in denen das nicht möglich ist, wie zum Beispiel in der Kampfkunst. Wenn ich von einem Thema oder einem Projekt begeistert bin, hat mein Arbeitstag weit mehr als 8 Stunden. Ich schaffe es dann, doppelt so lange konzentriert zu lernen und zu arbeiten. Habe ich einen dominanten Lehrer oder Trainer vor mir, geschieht das Gegenteil. Ich fühle mich innerhalb kürzester Zeit frustriert und ausgebrannt.

Ich habe in meinem Leben sehr viele Veranstaltungen für Kinder durchgeführt und dabei immer wieder festgestellt, wie wichtig es ist, sie so zu akzeptieren, wie sie sind und ihnen den größtmöglichen Raum für die Entfaltung ihrer Talente zu geben. Ich bremse sie nicht in ihrer Kreativität, sondern tue stets mein Bestes, ihnen das Material zur Verfügung zu stellen, das sie gerade brauchen.

Wenn ich reflektiere, was ich in unseren Schulen beobachtet habe, komme ich zu der Erkenntnis, dass unser Schulsystem nach wie vor nicht dazu geeignet ist, Kinder so zu unterstützen, wie sie es bräuchten. Ich tausche mich sehr oft mit Pädagogen aus, die alles tun, was ihnen im Rahmen dieser Bedingungen möglich ist und die immer mehr an ihre Grenzen stoßen. Das System ist das Problem und daran hat sich nicht sehr viel geändert, seit ich die Schule verlassen habe.