Carmen Kwasny

Meine persönlichen Webseiten für ein besseres Verständnis


Deutschland und die Indianer

Der jahrzehntelange Versuch, eine Brücke zu bauen

Winnetou - Ein Held meiner Kindheit

USA - 574 staatlich anerkannte indigene Nationen und Communities


Ich bin, wie viele andere auch in meinem Alter, mit den Winnetou-Filmen und Büchern aufgewachsen. Der Presse gegenüber habe ich mal gesagt, dass ich zur "Winnetou-Generation" gehöre. Einige Leser fanden das nicht gut. Warum nicht? Es ist doch so. Das erste Karl-May-Buch bekam ich in die Hände, sobald ich einigermaßen flüssig lesen konnte. Es war der Band "Winnetou I". Dieses Buch zu lesen, war für mich eine echte Herausforderung, aber ich las sogar gewissenhaft die seitenlangen Landschaftsbeschreibungen. Irgendwann wurde mir das zu viel und ich beschloss, diese Textpassagen einfach zu überspringen.

Wir haben fast jeden Tag "Indianer" gespielt - Nachgestellte Szene


Ich war so fasziniert von den Winnetou-Geschichten, dass ich in meinem selbst genähten "Indianerkleid" nach Elspe gefahren bin, um eine Theateraufführung mit Pierre Brice als Winnetou zu erleben. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich jemandem vom Sicherheitspersonal einen handgeschriebenen Brief mit der Bitte übergeben habe, diesen an Pierre Brice weiterzureichen. Den genauen Inhalt weiß ich nicht mehr, aber ich hatte ihn mit ganz vielen "indianischen Symbolen" verziert

Mein Wissensdurst wurde zu einem Teil durch die Winnetou-Geschichten geweckt, aber nicht gestillt und so machte ich mich auf die Suche nach weiteren Informationen. Die meisten Bücher, die ich fand, hatten das Wort "Indianer" im Titel und sie enthielten Informationen über geschichtliche Zusammenhänge. Sie wurden als "Sachbücher" bezeichnet. - "Sach - bücher" über Menschen, geschrieben von Autoren, die aus völlig anderen Kulturkreisen stammten. Aber immerhin erfuhr ich so, dass es sehr viele und völlig verschiedene indigene Völker gab und gibt. Sehr schnell wurde mir bewusst, dass die Winnetou-Geschichten frei erfunden waren und dass der Autor Karl May nicht viel Ahnung hatte.

Ich erfuhr, dass es auf dem Rio Pecos keine Kanus gab und dass die Apachen auch nicht in Pueblos wohnten und dass ein Totempfahl nicht in ein Tipi-Dorf gehört und dass es sich dabei auch nicht um einen Marterpfahl handelt.

Schulprojekt: Kanus und Wigwams, wo sie hingehören, in die Waldlandregionen


Irgendwann war ich stinksauer auf Karl May. Ich hatte seine Geschichten geglaubt und fühlte mich betrogen. Inzwischen sehe ich all dies wesentlich differenzierter. Es ist wichtig zu bedenken, in welcher Zeit er seine Bücher geschrieben hat. Nichtsdestotrotz gibt es Textpassagen, in denen Karl May Behauptungen aufstellt, über die ich schockiert bin:


... Die alte war häßlich, wie die meisten alten, roten Squaws, was eine Folge der Ueberanstrengung ist ... Die junge war schön, sogar sehr schön. Europäisch gekleidet, hätte sie gewiß in jedem Salon Bewunderung erregt. ... Von indianisch vorstehenden Backenknochen war keine Spur. ... Die feingeflügelte Nase hätte weit eher auf griechische als auf indianische Abstammung deuten können.


Diese Beschreibungen stammen aus dem Buch "Winnetou I". Es ist die Stelle an der Old Shatterhand von Nscho-tschi gesund gepflegt wird. Die Schwester Winnetous wurde, genauso wie ihr Bruder, von dem deutschen Lehrer Klekih-petra unterrichtet. Zur Zeit Karl Mays war das Wort "Squaw" noch in Gebrauch. Im November 2021 wurde diese Bezeichnung von der US-Innenministerin Deb Haaland offiziell zu einem abwertenden Begriff erklärt. Mehr als 600 geografische Stätten in den USA, die dieses Wort in ihrem Namen tragen, werden jetzt umbenannt.

Als Kind sind mir diese sehr problematischen Beschreibungen in den Winnetou-Büchern nicht aufgefallen. Doch schon als Teenager begann ich damit, Karl Mays Werke kritisch zu betrachten. Bis ich mich jedoch von den anderen stereotypen Vorstellungen verabschieden konnte, die in der Regel von Deutschen als "positiv" bezeichnet werden, gingen noch etliche Jahre ins Land. Mir wurde es ermöglicht, sehr viel Zeit gemeinsam mit Native Americans zu verbringen. Mit dem Besuch eines Powwows, das 1989 auf dem Killesberg in Stuttgart stattfand, begann für mich die Reise weg von romantisch verklärten Vorstellungen hin zu einem gegenseitigen Erkennen.

Trotz allem erinnere ich mich gerne an meine Kindheit zurück und ich genieße es, alte Bilder aus den Winnetou-Filmen anzusehen und ich liebe nach wie vor die Filmmusik. All dies befindet sich in meiner imaginären Kiste mit Kindheitserinnerungen und in der Regel lasse ich diese zu, wenn ich mit Native Americans zusammenarbeite. Nur ab und zu tauschen wir uns über Kindheitserinnerungen aus. Ich habe begeistert "Indianer" gespielt und ein indianischer Freund von mir, der jenseits des "großen Wassers" lebt, verwendete als Kind den Metalldeckel einer amerikanischen Mülltonne als Ritterschild. Als er meine Holzritterburg sah, rief er begeistert aus: "So eine hätte ich gerne als Kind gehabt."



Mit dem Teilen dieser Erinnerungen möchte ich zu einem Thema überleiten, das mich sehr bewegt:

Die fingierte "Winnetou-Debatte"


Anstatt, dass wir uns mit Native Americans darüber austauschen, welche Veränderungen uns allen gut täten, wird größtenteils über ihre Köpfe hinweg heftig darüber diskutiert, ob das Wort "Indianer" rassistisch ist und ob wir Winnetou verbieten sollten. Soweit es das angeblich geforderte Winnetou-Verbot betrifft, stelle ich mir nach wie vor diese Frage: "Wer soll das gefordert haben?"

Eines steht fest: Die Native Americans, mit denen ich gesprochen habe, waren es nicht und auch im World Wide Web habe ich bis jetzt noch keinerlei Forderungen nach einem Winnetou-Verbot gefunden, die von Native Americans stammen. Dieses Konstrukt, das ganz offensichtlich dazu dient, Menschen noch mehr gegeneinander aufzuhetzen, ist für mich ein Symbol. Es steht dafür, in welche Richtung wir uns als Menschheit gerade bewegen. Wir haben sehr starke und überwiegend negative Emotionen und greifen uns gegenseitig an, obwohl es sich bei dem Auslöser um ein Gedankenkonstrukt handelt, das nicht real ist. Es existiert nur in den Köpfen, weil es auf eine sehr manipulative Art und Weise eingetrichtert wurde. Diese Erkenntnis war ein wichtiger Teil der Initialzündung, die sowohl meine Persönlichkeitsentwicklung, als auch meine spirituelle Entfaltung massiv befeuerte. Und sie hat mit dazu beigetragen, dass ich jetzt nicht mehr schweigen will und meine eigenen Internetseiten gestalte.

Mehr zu diesem Thema gibt es in meinem Blog "Ist das so?":

Ein Neubeginn - Wenn plötzlich alles anders ist - Teil 2

Winnetou und Indianerkostüme

Die fingierten Verbotsforderungen

 Warum der Einfluss der Medien meinen Richtungswechsel befeuert hat